Der Herbstwind
flüstert ...
Der Herbstwind flüstert leise mit den Bäumen,
Geheimnisvoll ist seiner Rede Sinn,
Die Bäume lauschen ihm und wispernd wiegen
Sie nachdenklich die Köpfe her und hin.
Nachmittag ist's, aufs Sofa hingesunken
Lieg lesend ich, zur Seite mir gesellt,
In meinen Arm ihr Köpfchen friedlich schmiegend,
Schläft meine kleine Frau, entrückt der Welt.
Ich fühle ihren Herzschlag mit der Linken,
Die ihre süße Brust umfangen hält,
Ein heiliges Buch halt ich mit meiner Rechten,
Das von der Völker Freiheitskampf erzählt.
Und jede Letter tanzt vor meiner Seele
Wie ein Komet, der feurig niederfällt ...
In meinen Arm ihr Köpfchen friedlich schmiegend,
Schläft meine kleine Frau, entrückt der Welt.
Für kargen Sold, getrieben von der Peitsche,
Dienten die Sklaven der Tyrannen Macht,
Die Freiheit aber brauchte nur zu lächeln,
Wer treu ihr war, zog für sie in die Schlacht.
Und wie von einem schönen Mädchen Blumen
Nahm Wunden man und Tod von ihr im Feld ...
In meinen Arm ihr Köpfchen friedlich schmiegend,
Schläft meine kleine Frau, entrückt der Welt.
Wie viele Edle sind für dich gefallen,
Oh, heilige Freiheit, in verlornem Krieg,
Und trotzdem wirst du schließlich triumphieren!
Der letzte Kampf bringt dir bestimmt den Sieg!
Und alle deine Toten wirst du rächen,
Wenn dein gerechtes Schwert Gerichtstag hält! ...
In meinen Arm ihr Köpfchen friedlich schmiegend,
Schläft meine kleine Frau, entrückt der Welt.
Vorüberziehen seh ich so im Geiste
Die Schreckensbilder zukünftiger Zeit,
Der Freiheit Feinde sehe ich ertrinken
Im eignen Blute ohn' Barmherzigkeit!
Mein Herz klopft in der Brust mir rachelüstern,
Und Blitz und Donner mir im Schädel gellt ...
In meinen Arm ihr Köpfchen friedlich schmiegend,
Schläft meine kleine Frau, entrückt der Welt.
(Übertr. v. Martin Remané)